Instrument des Jahres: Klarinette



„Klassisch-romantische” Klarinette mit Sabine Meyer

21.01.2008

Rezension des Eröffnungskonzertes am 20. Januar in Flensburg

Flensburg — Die Klarinette ist das Instrument des Jahres. Anscheinend hatte der Landesmusikrat Schleswig-Holstein (LMR) sich kurzfristig zur Vergabe dieser neuen Ehrung entschieden. Denn das 2. Meisterkonzert der Flensburger Musikfreunde war zum „Auftaktkonzert" der Jahresaktion ernannt worden.
Nun: Bessere Botschafter als das „Trio di Clarone" um Sabine Meyer hätte man wohl nicht finden können.
Die weltberühmte Klarinettistin präsentierte mit ihrem Mann Reiner Wehle und ihrem Bruder Wolfgang Meyer, unterstützt durch den Pianisten Konrad Elser, im Flensburger Theater ein faszinierendes Programm mit Werken von Felix Mendelssohn-Bartholdy und Robert Schumann. In wechselnden Trio- und Duobesetzungen kosteten sie das ungemein breite Klang- und Ausdrucksspektrum der Klarinette und des ihm eng verwandten Bassetthorns aus. Rasant gelang der Beginn von Mendelssohns Konzertstück Nr. 2 in D-moll op. 114, dessen Schwesterwerk (Nr.1, op. 113) die Matinee mit ebenso viel Temperament beendete. Dazwischen Schumann: In den drei Romanzen parlierte Reiner Wehle mit dem am Klavier stets ausgesprochen präsenten, aber nie aufdringlichen Konrad Elser. Die Märchenerzählungen boten eine Fülle an kantablen Melodien und fein geflochtenen Dialogen zwischen Sabine Meyer (Klarinette) und ihrem Bruder Wolfgang (Bassetthorn), deren zarte Momente ebenso beglückten wie die kraftvollen mitrissen.
Eine Überraschung waren die „Fünf kanonischen Studien" (op. 56). Nur kurz blitzt hier Bachs strenge mehrstimmige Fugenkunst auf. Ansonsten ist es einfach faszinierend zu hören, wie kunstvoll die Stimmen von Reiner Wehles Klarinette und Wolfgang Meyers Bassethorn einander folgen und dabei stets einen romantisch-warmen Klang entfalten. „Klassisch-romantisch" hatte Wehle das Programm in einer seiner charmanten Moderationen in Anlehnung an Goethe charakterisiert. Nun darf man gespannt sein, welche anderen Klangspektren die Zuhörer im Jahr der Klarinette noch erwarten.
CHRISTOPH KALIES

« zurück zu: Presseresonanz

Flensburger Tageblatt vom 21. Januar 08