„Jazz ist mein Leben"
30.06.2008
von Christoph Munk -
Kieler Nachrichten, 30.06.2008
Stefan von Dobrzynski wurde gestern mit dem Kieler Kulturpreis 2008 geehrt
Kiel - Es hat 56 Jahre gedauert, bis die Stadt Kiel ihre höchste künstlerische Ehrung einem Jazzmusiker zuerkannte: Gestern überreichten Stadtpräsidentin Cathy Kietzer und Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz den Kulturpreis 2008 an den Saxofonisten und Klarinettisten Stefan von Dobrzynski. Nur achtmal seit 1952, so bemerkte Kietzer in ihrer Begrüßung, sei die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung im Bereich Musik vergeben worden, „heute zu ersten Mal in der Sparte Jazz".
Die Stadtpräsidentin konnte zur feierlichen Preisverleihung im Ratssaal zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur begrüßen, ihre Amtsvorgänger Silke Reyer, Rainer Tschorn oder Rolf Johanning, ehemalige Oberbürgermeister, Bürgermeister und Stadträte, darunter Norbert Gansel, Karl-Heinz Zimmer, Wolfgang Hochheim, Otto Flagge oder Torsten Albig. Cathy Kietzer bekannte sich als Jazz-Fan, wie es wohl die meisten der Ehrengäste an diesem Tag gern
getan haben, Kulturpreisträger Eckart Cordes beispielsweise, Propst Thomas Lienau Becker oder die von Generalarzt Arno Manfred Rosslau angeführten Vertreter von Bundeswehr und Marine oder Mitglieder der Wirtschaftsverbände wie Peter Hanemann oder Heiner Spönemann.
Für die Landesregierung erklärte deren Kulturbeauftragte Caroline Schwarz, mit der Auszeichnung an Stefan von Dobrzynski werde deutlich, dass die Musikszene in Kiel eine lange Tradition hat. Schwarz erinnerte daran, dass das Land, vertreten auch durch die Staatssekretäre Wolfgang
Meyer-Hesemann und Eberhardt Schmidt-Elsaeßer sowie die Landtags- abgeordneten Sylvia Eisenberg und Jürgen Weber, den Jazz durch JazzBaltica und über den Landesmusikrat fördere.
Als Vorsitzender des Kultur-und Wissenschaftssenates wusste sich CAU-Präsident Prof. Gerhard Fouquet von weiteren Senatsmitgliedern wie Götz Dietsche und Vertretern der Hochschulen, namentlich dem Präsidenten der Muthesius Kunsthochschule, Prof. Rainer Ernst, begleitet. Sein Grußwort beleuchtete die Rolle der Kultur in der Stadtentwicklung und kam zu dem Schluss, Jazzmusik sei in ihrer künstlerischen Leistung durch die Integration unterschiedlicher Kulturen geprägt.
In seiner Laudatio für einen geschätzten und verehrten Kollegen beschrieb der Saxofonist und Hochschullehrer Ernst-Friedrich „Fiete" Felsch den Preisträger nicht nur als „ganz großen und wichtigen Vertreter des Jazz" und „unglaublichen Könner auf dem Saxofon", er lobte auch die Warmherzigkeit und das Wohlwollen Stefan von Dobrzynskis seinen Mitmusikern gegenüber. Seine Beharrlichkeit, über alle Probleme hinweg nach der inneren Schönheit der Musik zu suchen und sich für kreative Freiheit des Improvisierens einzusetzen, machten ihn zu einem beliebten, bedeutenden Jazzer.
„Jazz ist mein Leben" - gestand Stefan von Dobrzynski in seiner kurzen Dankesrede. Vor zahlreichen Wegbegleitern und Kollegen wie Gritta Danielsson, Berlind Jacobsen Amonat oder Uwe Welzel, sagte er, den Preis nehme er „ stellvertretend für das Renommee des Jazz" entgegen. Und als er mit der Klarinette beim Buggy Braune Trio einstieg, das die Feier musikalisch gestaltet hatte, bedankte er sich der 80jährige in seiner Sprache: der Musik.
