Instrument des Jahres: Klarinette



Ein Klang verzaubert seit 250 Jahren

15.01.2008

Flensburger Tageblatt, 15.01.2008

Schleswig-Holsteins Landesmusikrat hat die Klarinette zum „ Instrument des Jahres 2008" gewählt. Das schöne Blasinstrument wird vor allem wegen seiner enormen Vielseitigkeit geschätzt.
Pinneberg — Ihr Körper ist mindestens ebenso schön wie wertvoll: Das Holz, ebenmäßig schwarz, stammt aus den Tropen. Wie ein teurer Wein ist es gut gereift. 15 bis 20 Jahre muss das Grenadill-Holz lagern, bis alle Feuchtigkeit entwichen ist. Darüber liegt eine Schicht aus detailreichem Silber, geformt aus mehr als hundert Klappen, Schrauben, Säulchen, Federn, Ringen.
Die Klarinette oder auch „kleine Trompete," wird fast ausschließlich in Handarbeit gefertigt. Und auch wenn es mittlerweile Billigangebote aus Plastik gibt, an den Klang einer „echten" Klarinette kommen diese nicht heran. Diesen zu erzeugen ist bei der schwarzen Lady der Holzblasinstrumente die ganz hohe Kunst. Das wird spätestens nach einem Gespräch mit Torsten Köhler vom Pinneberger Holzblasinstrumentenstudio ToKo deutlich. Der 31-Jährige
ist Holzblasinstrumentenmacher. Mit Meisterbrief. Den hat er sich durch den Bau einer Klarinette in 170 Stunden Handarbeit erarbeitet.
Alleine die einzelnen Schritte der Herstellung zu beschreiben, wäre eine Geschichte für sich. Zumal die einzelnen Arbeitsschritte in ihrer Feinheit und Exaktheit entscheidend sind für den späteren Ton der Klarinette. Ein ganz besonderer Klang, dessen Zauber vor allem aus seiner Vielseitigkeit rührt. Die Klarinette kann ebenso blechern wie voll, sanft, hart, tief, vollmundig, quietschend, strahlend oder auch stumpf klingen.
Torsten Köhler ist dem Zauber der Klarinette bereits als Kind verfallen. Mit neun erlernte er ihr Spiel. „Ein dankbares Instrument" sagt er, denn schnell würde es dem Schüler gelingen, ihm Töne zu entlocken. Die hohe Kunst aber liegt im Modellieren der Töne, im sogenannten Ansatz. An der Art, wie der Spieler ein wenige Millimeter dickes Blatt mit den Lippen an das Mundstück presst und es so zum Schwingen bringt. An der Kraft, mit der er die Luft durch das Mundstück presst — oder diese im entscheidenden Moment zurückhält. Alles für einen Klang, der die Menschen seit über 250 Jahren verzaubert.
Vorläufer der heutigen Klarinette war das Chalumeau. Im Klang der Klarinette schon recht ähnlich, hatte das flötengleiche Instrument einen deutlich geringeren Tonumfang. Das änderte sich im 17. Jahrhundert mit C.H. Denner, der Klappen an das Chalumeau anbrachte und so eine größere Tonvielfalt ermöglichte. Der Beginn eines unvergleichlichen Siegeszuges. Da das neue Instrument verhältnismäßig laut war, ersetzte es bald die hohen Trompeten, die „Clarini".
Georg Friedrich Händel und Carl Philipp Emanuel Bach zählten zu den ersten, die die Klarinette in ihre Kompositionen mit einbezogen. Doch noch war sie technisch nicht vollständig ausgereift. Das änderte sich zu Zeiten Wolfgang Amadeus Mozarts. Er schrieb das wohl bedeutendste Werk für Klarinette: das Klarinettenkonzert in A-Dur.
Mozart war von dem neuen Instrument außerordentlich begeistert. An seinen Vater schrieb er 1778: „... ach, wenn wir (in Salzburg oder Wien?) nur Clarinetti hätten! - Sie glauben nicht was eine Sinfonie mit Flauten, Oboen und Clarinetten einen herrlichen Effect macht.  KATHRIN EMSE

Konzerte zum „Instrument des Jahres"
20.1: Eröffnungskonzert, 11.15 Uhr, Stadttheater Flensburg 12.4: Nacht der Bläser, 20 Uhr, Alte Post Flensburg
9.5.: Nacht der Klarinetten, 20 Uhr, Musikhochschule Lübeck 11.+12.7: Klezmerkonzert, Mölln Stadthauptmannshof, Marktplatz 14.6.: Klarinette konzertant, 20 Uhr, Schloss Eutin, Rittersaal 6.10.: Mozart-Konzert, 20 Uhr, Petrus-Kirche, Kiel-Wik
25.10.: Konzerte des Landesjugendorchesters, Solisten sind Sabine Meyer und Reiner Wehle, 20 Uhr, Kieler Schloss.
26.10: Konzerte des Landesjugendorchesters, MuK Lübeck Weitere Veranstaltungen sind in Planung: www.instrument-des-jahres.de

« zurück zu: Presseresonanz

Flensburger Tageblatt vom 15.01.2008
Flensburger Tageblatt vom 15.01.2008